Investmentabenteuer in den Emerging Markets

Machtkämpfe und Fortschritte in Rumänien

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Rumänien liegt in Südosteuropa und grenzt ans Schwarze Meer. Auf relativ kleinem Raum bietet das Land dem Besucher eine Vielfalt herrlicher und aufregender Landschaften: moderne Städte, Dörfer aus dem Mittelalter, grandiose Bergaussichten, weite Prärien und Sandstrände. Im heutigen aufstrebenden Europa zählt Rumänien ebenfalls zu den attraktiveren Anlagezielen. Doch das politische Umfeld war durch Machtkämpfe gezeichnet, die genauso aufregend waren wie seine Landschaft. Die jüngsten politischen Turbulenzen Rumäniens sind ein Beispiel dafür, wie Politik und Machtkämpfe dem wirtschaftlichen Fortschritt einen Strich durch die Rechnung machen können. Meiner Ansicht nach hat die politische Ungewissheit mittlerweile abgenommen und Rumänien sollte in der Lage sein, sich auf produktive Weise weiterzuentwickeln.  

Mark Mobius in Rumänien

In diesem Sommer war Premierminister Victor Traian Băsescu in einen Machtkampf verwickelt, der zum Absturz des Leu auf den tiefsten Stand gegenüber dem Euro führte. Dies behinderte den Verkauf von Staatsanleihen und untergrub das Vertrauen der Investoren. Das von Pontas Koalition – der sozialliberalen Union (USL) – geführte Parlament enthob Băsescu seines Amtes und strebte eine Amtsenthebungsklage wegen verfassungswidrigen Verhaltens an.

 Das rumänische Verfassungsgericht erklärte das Referendum über die Amtsenthebung gegen Ende August für ungültig. Damit stand Băsescu nichts im Wege, sein Amt wieder anzutreten, aber die Unstimmigkeiten hatten wirtschaftliche Folgen, die durch die negativen Auswirkungen der Krise in der Eurozone verschlimmert wurden. Im Gegensatz zu anderen Teilen Europas dürfte Rumänien in diesem Jahr nicht in eine Rezession abgleiten. Den IWF-Hochrechnungen vom August 2012 zufolge wird das BIP-Wachstum von Rumänien für 2012 auf ca. 1% geschätzt und soll sich 2013 voraussichtlich auf 3,0% verbessern.[1]

Öffentlicher Unmut gegen die Sparmaßnahmen ist gewiss nicht nur auf Rumänien beschränkt und die für Dezember 2012 geplanten Parlamentswahlen könnten weitere Ungewissheit und Volatilität mit sich bringen. Politische Debatten über Reformen und Wandel in Rumänien sind jedoch nichts Neues. Derartige Debatten finden überall in der Welt und in nahezu jedem Land statt. Die guten Nachrichten sind, dass sich Rumänien seit geraumer Zeit auf einen positiven Wandel und Reformen hinzubewegt. Ich denke zudem, dass die langfristigen Aussichten für die Volkswirtschaft gut sind.

Meine Gründe? Rumänien hat auf Empfehlung des IWF schon sehr viel bittere Medizin geschluckt und scheint daher gut positioniert zu sein, um in den kommenden Jahren potenziell ein schnelles Wachstum zu erreichen. 2012 war selbstverständlich wegen der Probleme in der Eurozone und der politischen Streitigkeiten eine Herausforderung. Doch mit dem Nachlassen dieser Probleme, denke ich, könnte die rumänische Volkswirtschaft einer von Europas Spitzenreitern des Wachstums werden. Zahlreiche andere EU-Länder müssen nach wie vor die schwierigen Sparmaßnahmen anwenden, die Rumänien bereits eingesetzt hat. Obwohl Rumänien in diesem Jahr einen Teil der Rücklagen ausgeben musste, konnte es sein Budget senken und Schulden zurückzahlen. Einige Ratingagenturen haben diesen Umstand anerkannt; im Gegensatz zu vielen EU-Ländern, die in diesem Jahr Herabstufungen erdulden mussten.

Auf der Liste der positiven Punkte stehen ebenso die Bodenschätze Rumäniens und der damit verbundene globale Vorteil. Den meisten sind die enormen Ölvorräte Russlands bekannt, aber Rumänien war in der Tat das erste Land, das in großem Umfang Öl förderte. Die Erdölförderung wird offiziell in internationalen Statistiken geführt. Wir sind ebenfalls der Auffassung, dass mehr Gas und Öl gefunden werden dürfte. Dies ist für uns als Anleger ein weiterer Grund, uns für dieses Land zu begeistern.

Vielen Lesern ist wahrscheinlich nicht bekannt, dass Franklin Templeton 2010 eine Niederlassung in Bukarest eröffnete, um das Mandat von 4,28 Mrd. US-Dollar[2] des rumänischen Staats für Fondul Proprietatea zu verwalten. Fondul Proprietatea ist eine an der Bukarester Börse amtlich notierte Aktiengesellschaft. Sie hat die einzigartige Aufgabe, Rumänen zu entschädigen, deren Immobilien und Eigentum unter dem kommunistischen Regime enteignet wurden. Als Portfoliomanager setzen wir uns für Unternehmensreformen, bessere Standards hinsichtlich der Corporate Governance, erhöhte Transparenz und verbesserte Profitabilität im Land ein. Wir haben eng mit dem rumänischen Staat zusammengearbeitet, um Reformen auf den Weg zu bringen, die wiederum zu Wirtschaftswachstum und Profitabilität der notierten Unternehmen verhelfen sollten.

Wir sind der Überzeugung, dass Rumäniens lokaler Kapitalmarkt über eine große Entwicklungsfähigkeit verfügt und wir würden es begrüßen, wenn der rumänische Staat mehr Unternehmen im Staatsbesitz auf den Markt bringen würde. Das ist nach meiner Einschätzung ganz maßgeblich, denn das größte Hindernis für Anleger in Rumänien ist die Profitabilität dieser Unternehmen. Es ist wichtig, Änderungen, neue Geschäftsleitungen und neue Arbeitsmethoden einzuführen, damit diese Unternehmen nicht für lokale, sondern auch für internationale Investoren interessant werden. Ein progressiver Schritt nach vorn war im Dezember 2011 die Einführung einer neuen Verordnung über die Unternehmensführung für Unternehmen im Staatsbesitz. Ein ganz wesentlicher Schritt im Prozess zur Erhöhung der Transparenz, Effizienz und Profitabilität. Der laufende Stand der Einführung dieser Verordnung ist jedoch ziemlich langsam und nach unserer Überzeugung etwas enttäuschend. Als Fondsmanager von Fondul Proprietatea hoffen wir, dass der rumänische Staat diesen Prozess beschleunigt und die Nichterfüllung der Grundsätze der Unternehmensführung abarbeitet, um die Restrukturierung der Unternehmen im Staatsbesitz erfolgreich durchzuführen.

Vom Standpunkt der Investition betrachtet sind wir derzeit optimistisch im Hinblick auf das Potenzial der infrastrukturbezogenen Unternehmen. Hierzu gehören z. B. die Erzeugung und das Verteilernetz für Elektrizität oder der Bau von Brücken, Straßen, Eisenbahnstrecken usw.

Politik und Wandel können selbstverständlich die Reformbestrebungen unterbrechen, aber mein Team und ich sind der Überzeugung, dass sich Demokratie und Kapitalmärkte in Rumänien langfristig stärken sollten.



[1] Quelle: IWF, August 2012.

[2] Quelle: Fondul Proprietatea, 31. August 2010, NIW ausgewiesen nach den Richtlinien von CNVM (lokale Aufsichtsbehörde).

 

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