Investmentabenteuer in den Emerging Markets

Ein zentrales Jahr für die ASEAN?

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Die Rolle asiatischer Märkte in der Weltwirtschaft ist in den letzten Jahren signifikant gewachsen und wir erwarten, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Viele dieser Länder haben es geschafft, ihre Volkswirtschaften fundamental zu verändern und wir denken, diese Veränderungen sind von Dauer. Dieses Jahr könnte sich für mehrere Länder in Asien als zentrales Jahr erweisen, denn der Verband Südostasiatischer Nationen (Association of Southeast Asian Nations; ASEAN) hat ehrgeizige Pläne für eine neue ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft (AEC), die bis 2015 verwirklicht werden soll. Die Gespräche zwischen ASEAN-Mitgliedsstaaten in Vorbereitung der AEC laufen immer noch und obwohl noch einige Details festgelegt werden müssen, freuen wir uns schon sehr auf das Ergebnis.

Die ASEAN wurde 1967 zur Förderung von Kooperation und Frieden gegründet und bildet heute einen starken, regionalen Wirtschaftsraum, der zehn Mitgliedsstaaten umfasst: Brunei Darussalam, Kambodscha, Indonesien, die Demokratische Volksrepublik Laos (Laos), Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam. Die zehn ASEAN-Mitgliedsstaaten verfügen bereits jetzt schon über für Anleger attraktive Eigenschaften, darunter günstige demografische Profile, eine Fülle an Bodenschätzen und billige Arbeitskräfte. In einem Markt zusammengeschlossen haben diese Staaten eine Bevölkerung von mehr als 600 Millionen Menschen und eine Vielzahl ökonomischer Attribute, die von den Finanz-, Handels- und technologischen Kompetenzen in Singapur bis zu den weitgehend unerschlossenen Arbeitskräften und Bodenschätzen Myanmars reichen. Vereint man dies, erhält man viel mehr als nur die Summe der Bestandteile.

Die AEC hat die folgenden grundlegenden Merkmale zum Ziel: (a) einen einheitlichen Markt und eine einheitliche Produktionsbasis, (b) eine äußerst wettbewerbsfähige Region, (c) eine Region mit gerechter wirtschaftlicher Entwicklung und (d) eine Region, die vollständig in die Weltwirtschaft integriert ist.1 Da die ASEAN-Mitgliedsstaaten für eine vollständige Umsetzung der AEC auf eine kollektive Vision und ein kooperatives Denken hinarbeiten müssen, gehen wir davon aus, dass dies die Partnerschaft unter ihnen stärkt, obwohl vereinzelt Widerstand und Besorgnis über gewisse Aspekte besteht. Wenn sie später in diesem Jahr erst vollständig umgesetzt sein wird, bietet die AEC die Chance zur weiteren Förderung des grenzübergreifenden Handels und zur Verknüpfung von Volkswirtschaften, Unternehmen und Menschen in der Region über die kommenden Jahre.

Laut einer jüngeren Studie der Boston Consulting Group stehen Unternehmen in der Region der AEC bemerkenswert positiv gegenüber. 80% der befragten Unternehmen sahen die AEC als wirtschaftliche Chance für ihr Unternehmen und glaubten, sie würde dazu beitragen, das Wachstum ihrer jeweiligen Branchen zu beschleunigen.2 Firmenchefs begrüßten auch die Fortschritte, die im Laufe der Jahre in den meisten Sektoren erzielt werden konnten. Zwei Drittel der Unternehmen, die auf die Umfrage antworteten, gaben an, sie würden ihre Produktangebote anpassen und ihre Organisationen und Lieferketten modernisieren. Einige Firmenchefs in der ASEAN verliehen jedoch auch ihrer Besorgnis Ausdruck, Regierungen könnten nicht von ganzem Herzen einen freien Warenverkehr in der Region ermöglichen.

Wir meinen, die beneidenswerte Lage der geplanten AEC, die an die schnell wachsenden Wirtschaftsgigangten Indien und China angrenzt, könnte nicht nur für Unternehmen innerhalb der ASEAN von großem potenziellen Nutzen sein, sondern auch für Anleger. Die Region liegt auf einer der „One Belt, One Road“ Handelsrouten, die von der chinesischen Regierung als signifikante Investitionsschwerpunkte identifiziert wurden. Chinesische Firmen betätigen sich bereits jetzt als aktive Anleger in Ländern wir Vietnam und nutzen die erheblich niedrigeren Löhne im Vergleich zu Südchina. So befinden sich auch ehrgeizige Pläne für die Transportinfrastruktur zur Verbesserung der Verbindungen Chinas mit Südostasien bereits in der Ausführung.

Der internationale Handel könnte das Wachstum in Südostasien zusätzlich beleben. Einige der Länder sind an wichtigen Freihandelsinitiativen, wie der transpazifischen Partnerschaft, über die derzeit verhandelt wird, beteiligt und gleichzeitig an einer Intensivierung der Handelsbeziehungen innerhalb der Region interessiert.

Die ASEAN konnte während der vergangenen 15 Jahre ein konstantes Bevölkerungswachstum verzeichnen. 2014 wird die Bevölkerung insgesamt 620 Millionen Menschen erreichen und Erwartungen zufolge wird sie bis 2020 auf 670 Millionen steigen, ein Wachstum von über 30% gegenüber einer Bevölkerung von 514 Millionen im Jahr 2000.3 Dieses Wachstumspotenzial in Verbindung mit steigenden Pro-Kopf-Einkommen und relativ jungen Bevölkerungsstrukturen könnte die steigende Verbrauchernachfrage in der Region unserer Meinung nach noch weiter steigern, da eine Reduzierung der Betriebskosten, eine bessere Bewegung von Arbeitskräften und Kapital und die Angleichung von Steuern die Wachstumsmöglichkeiten nur steigern können. Infolgedessen steigt in den ASEAN-Volkswirtschaften der Binnenkonsum vieler Waren und Dienstleistungen.

Laut diverser Prognosen sind die Aussichten für das zukünftige Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Region viel besser als in Industriemärkten und selbst in anderen Schwellenmarktregionen. Erwartungen zufolge wird das BIP-Wachstum in Schwellenmarktasien 2015 bei durchschnittlich 6,6% liegen. Prognosen zufolge sollen Grenzmärkte wie Myanmar, Kambodscha und Laos sogar noch schneller wachsen.4 Am anderen Ende des Spektrums wird erwartet, dass Brunei um 0,5% schrumpft, während Thailand und Singapur den Erwartungen zufolge mit immer noch annehmbaren 3,7% bzw. 3% wachsen werden.5

MM Blog ASEAN

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Vielzahl verschiedener Chancen

Unserer Ansicht nach ist Südostasien für Anleger in Grenz- und Schwellenmärkten eines der derzeit spannendsten Anlageziele überhaupt. Die Chancen, die sich Anlegern hier bieten, sind bemerkenswert und reichen von dem hochentwickelten und technologisch ausgereiften Markt in Singapur über Schwellenmärkte in verschiedenen Entwicklungsphasen, wie beispielsweise Thailand, Indonesien und die Philippinen, bis zu spannenden Grenzmarktpotenzialen, wie Vietnam und Myanmar.

Indonesien befindet sich mitten in einem signifikanten Reformprogramm, das von Präsident Widodo eingeleitet wurde, während die Militärregierung in Thailand bestrebt ist Unterstützung durch wachstumsorientierte Aktivitäten zu gewinnen. Unserer Ansicht nach dürfte Singapurs Rolle als globales Handelszentrum diesem Markt weiteres Wachstum und Wohlstand ermöglichen. Myanmars Öffnung für Marktkräfte könnte einen signifkanten Schub erhalten, wenn die geplanten Wahlen erfolgreich verlaufen. Vietnam befasst sich ebenfalls mit einer vorsichtigen Öffnung für globale Anleger und einer schrittweisen Reformierung seines Banksektors. Laos verfügt über das Potenzial zu einem der überzeugenden Grenzmärkte zu werden, da die Nachfrage nach dem durch Wasserkraft erzeugten Strom und die Bodenschätze des Landes das Wirtschaftswachstum stützen. Wir glauben, die geplanten Wirtschaftsreformen, mit denen man sich auch anderenorts in der Region auseinandersetzt, verfügen ebenfalls über Potenzial zur Förderung des Wirtschaftswachstums und der Unternehmensrentabilität.

Aufgrund der ausgezeichneten internationalen Handelsverbindungen und der Verfügbarkeit ausgereifter Technologie und billiger Arbeitskräfte ist Südostasien schon seit langem ein wichtiges Zentrum für Lieferkettenaktivitäten japanischer Unternehmen, während aufgrund der Lohnkostenvorteile ein großer Teil der einfachen Fertigungsaktivität von China dorthin verlagert wurde.

Die ASEAN-Länder stehen aber auch immer noch vor einigen Herausforderungen, denn wenn man unterschiedliche Länder zusammenbringen möchte, gibt es natürlich auch Meinungsverschiedenheiten. Für den Erfolg der AEC ist aber kollektive Zusammenarbeit erforderlich. Wir würden gerne auch weitere Fortschritte beim Abbau von Widerständen im globalen Waren- und Dienstleistungsverkehr in der Region sehen sowie Maßnahmen der Politik zur Förderung ausländischer Investitionen. Damit die AEC Glaubwürdigkeit gewinnt und sich wie geplant entwickeln kann, muss man unserer Meinung nach auf verschiedene Hindernisse eingehen, darunter aufsichtsrechtliche und politische Differenzen, bürokratische Belastungen und vielleicht auch die Wahrnehmung oder Besorgnis bei einigen Firmenchefs in Hinsicht auf die Frage, ob die ASEAN überhaupt ein offener Markt werden kann.

Die AEC, sofern sie erfolgreich implementiert wird, wird einen gemeinsamen Markt mit einem kombinierten BIP von annähernd 2 Bio. US-Dollar repräsentieren. Wir glauben, die Tatsache, dass alle ASEAN-Länder letztendlich auf eine gemeinsame Vision und einen kooperativen Geist hinarbeiten müssen, wenn die AEC ins Leben tritt, dürfte ihre Partnerschaft und hoffentlich auch das Leben der Menschen verbessern. Die Zukunft der Region bleibt unserer Meinung nach positiv und wird von verschiedenen Faktoren unterstützt, darunter gute Wachstumsaussichten, zahlreiche Arbeitskräfte und Bodenschätze, günstige demografische Metriken, vorteilhafte Handelsverbindungen und eine gute geografische Lage sowie revolutionäre Reforminitiativen.


1. Quelle: Asian Economic Community Factbook. Jakarta: ASEAN Secretariat, Februar 2011.
2. Quelle: Boston Consulting Group: „Winning in ASEAN, How Companies are Preparing for Economic Integration“, Oktober 2014.
3. Quelle: Internationaler Währungsfonds. Es gibt keine Garantie dafür, dass sich eine Prognose bewahrheitet.
4. Quelle: IMF World Economic Outlook Database, April 2015. Es gibt keine Garantie dafür, dass sich eine Prognose bewahrheitet.
5. Ebd.

 

Wichtige Hinweise:

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Alle Anlagen sind mit Risiken behaftet, inklusive des möglichen Verlusts der Anlagesumme. Ausländische Wertpapiere bringen spezielle Risiken mit sich, darunter Wechselkursschwankungen, wirtschaftliche und politische Ungewissheit. Anlagen in Schwellenländern sind mit erhöhten Risiken in Bezug auf dieselben Faktoren verbunden. Hinzu kommen die durch ihre kleinere Größe, ihre geringere Liquidität und den nicht so fest gefügten rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmen zur Stützung der Wertpapiermärkte bedingten Gefahren.

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