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Dieses Frühjahr führten mich meine Reisen nach Europa. Dort hatte ich Gelegenheit mit Kollegen, Kunden und Unternehmen in der Region, die unser Team auf dem Radar hat, zu sprechen. Ich bin für die Franklin Templeton London Investment Conference 2015 wieder zurück in London. Die Konferenz steht unter dem Motto: „Investing for What’s Next™: A Roadmap for Active Investors.“ Natürlich, wir bei Franklin Templeton sind große Befürworter einer aktiven Verwaltung und die Templeton Emerging Markets Group ist bei ihren Reisen in der ganzen Welt und der Suche nach potenziellen Anlagegelegenheiten besonders aktiv. Im Rahmen der Konferenz werde ich über einige wichtige Themen sprechen, die die Schwellenmärkte derzeit formen. Hier gebe ich Ihnen schon einmal einen Vorgeschmack darauf.
Aussichten für die Schwellenmärkte
Dieses Jahr könnte man den globalen Märkten die Titelmelodie: „All About Those [Central] Banks“ („Alles über jene [Noten] Banken“) geben, denn die Divergenzen der Geldpolitik sorgen für Wachsamkeit unter den Anlegern und mehr Volatilität in den Märkten. Als ein zweites Thema lässt sich wohl „All About Those [Oil] Barrels“ („Alles über diese [Öl] Fässer“) nennen, denn Marktbeobachter sinnen über die potenziellen Auswirkungen eines länger anhaltenden Preissturzes beim Öl auf die unterschiedlichen Volkswirtschaften bzw. einer Erholung der Preise nach.
Obwohl die Performance in den einzelnen Märkten uneinheitlich ist, haben die Schwellenmärkte in den ersten vier Monaten des Jahres besser abgeschnitten als die Industriemärkte1, denn wie es scheint hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) es nicht eilig damit, die Zinsen zu erhöhen. Die Auswirkungen des niedrigeren Ölpreises wurde im Allgemeinen als etwas Positives für die größten Schwellenmärkte, China und Indien, aufgefasst. Der niedrigere Ölpreis hat auch dazu beigetragen, die Reformbestrebungen in einigen Schwellenmärkten anzuspornen, zum Beispiel durch Abschaffung staatlicher Zuschüsse. Die Märkte erwarten, dass die Fed später dieses Jahr mit Zinserhöhungen beginnen wird. Die Mehrheit der anderen globalen Notenbanken verfolgen aber über massive quantitative Lockerungsprogramme (QE) auch weiterhin eine lockere Geldpolitik, so zum Beispiel die People’s Bank of China, die Bank of Japan und die Europäische Zentralbank.
Sicherlich sind die durch die QE-Maßnahmen wiederauflebende Inflation und das Wirtschaftswachstum in Europa ein unter europäischen Anlegern aktuell heiß diskutiertes Thema. Meiner Meinung nach verleihen die Banken aber einfach nicht genug Geld (wie Sie dem untenstehenden Diagramm zum Kredit-Einlagen-Verhältnis entnehmen können) und die Menschen geben einfach nicht genug aus. Ich denke, es gibt immer noch Geld, das in der Welt investiert werden will, Geld, das den globalen Aktienmärkten weiterhin Dynamik verleihen könnte – auch wenn den Erwartungen zufolge die Fed in den USA mit Zinserhöhungen beginnen wird.
Keine Eile mit Zinserhöhungen
Wir sind der Ansicht, viele der modernen technologischen Mittel, die wir mit offenen Armen angenommen haben (Mobiltelefon-Apps, e-Commerce-Sites usw.), haben den Wettbewerb und Preisdruck erhöht. Dadurch bleibt die Inflation in vielen Wirtschaftsbereichen verhalten. Für eine Notenbank (zum Beispiel die Fed in den USA) ist es schwierig, Zinserhöhungen zu rechtfertigen, solange das Wirtschaftswachstum sich nicht überhitzt und es keine Anzeichen auf eine Inflation gibt. Ich kann nicht vorhersagen, wann die Fed mit Zinserhöhungen beginnen wird, aber es scheint wahrscheinlich, dass die US-Notenbank keine Eile damit hat, auf aggressive Art und Weise zu handeln. Zinserhöhungen werden daher wahrscheinlich schrittweise und in gemessener Form erfolgen. Ich denke nicht, dass die Fed – ohne größere Inflation – einen zu starken US-Dollar haben möchte, denn das könnte sich negativ auf exportorientierte Unternehmen auswirken. Das ist etwas, das wir bereits während der jüngsten Ertragssaison bei US-Unternehmen beobachten konnten. Nichtsdestotrotz werden die Märkte wahrscheinlich reagieren, wenn die Fed nicht handelt. Wir bleiben daher vorsichtig und planen für eine gewisse Volatilität in Zukunft.
Mit Blick auf das zweite Quartal 2015 und die Zeit danach rechnen wir mit einem komplexen globalen Hintergrund, der im Großen und Ganzen positiv für Schwellenmärkte erscheint. Die Industriemärkte bieten einen Kontrast zwischen den soliden Wachstumstrends, die sich in den USA beobachten lassen, und den laufenden Maßnahmen in Europa und Japan zur Belebung träger Volkswirtschaften über aggressive QE-Maßnahmen und Währungsabwertungen.
Unterstützung für Schwellenmärkte
In den Schwellenländern erhalten die Aktienmärkte immer noch Auftrieb durch robuste Wirtschaftswachstumstrends, weitreichende Reformen und Vorteile aufgrund niedrigerer Ölpreise– zusätzlich zu den fortgesetzten Impulsen durch demografische Einflüsse, den Technologietransfer und die allgemein niedrige Verschuldung. Unserer Meinung nach wird in den meisten Teilen Asiens offenbar ein politischer Kurs eingeschlagen, der dem Wirtschaftswachstum ausgesprochen zuträglich ist.
Die chinesischen Behörden führen ihr umfangreiches Reformprogramm, das sie Ende 2013 vorgestellt hatten, weiter fort. In Indien beginnt Premierminister Narendra Modi, gemäß seiner Wahlkampfversprechen, mit ehrgeizigen Reformmaßnahmen. In vielen anderen Märkten der gesamten Region ist ein positiver Strukturwandel im Gang. Weitere Wachstumsimpulse versprechen wir uns von Freihandelsinitiativen, allen voran von der geplanten ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft und der transpazifischen Partnerschaft.
In Lateinamerika könnte die derzeit schwierige Lage in Brasilien den Nährboden für eine Erholung bilden. Fallende Wechselkurse steigern die Wettbewerbsfähigkeit, während ein radikaler Kampf gegen die Korruption Wirtschaftsführung und Corporate Governance längerfristig verbessern könnte. Auch die Reformen in Mexiko und anderen Ländern könnten die Markt-Performance allmählich stützen. Die zentraleuropäischen Schwellenländer und die Türkei könnten vom Konjunkturaufschwung in der Eurozone profitieren, der auch wirtschaftlichen Druck von Griechenland nehmen könnte. Währenddessen könnten nachlassende Spannungen bezüglich der Ukraine die Aufmerksamkeit der Anleger wieder mehr auf die attraktiven Anlagen und niedrigen Bewertungen lenken, die der russische Markt bietet.
Die Schwellen- und Grenzmarktländer verfügen über einige der dynamischsten und am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Obwohl es einige Diskussionen über das Schwinden der Devisenreserven gibt, glaube ich, sie bleiben in einem gesunden Zustand. Die Kreditratings verbessern sich ebenfalls und es ist in den Schwellenmärkten zu mehr Heraufstufungen gekommen als in den Industriemärkten.2
Außerdem ist das Zinsklima in Schwellenmärkten für Anleger attraktiv. Viele von ihnen nutzen die gesunkenen Energiepreise zur Reformierung ihrer Volkswirtschaften, so zum Beispiel durch die bereits erwähnte Abschaffung staatlicher Zuschüsse. Natürlich belasten die Auswirkungen des Ölpreises auch einige Volkswirtschaften, während sie anderen nutzen, da manche Länder Nettoimporteure und andere Nettoexporteure sind. Bei Betrachtung der globalen Nachfrage nach Öl sind wir nicht der Ansicht, dass der Ölpreis zu lange auf dem gedrückten Niveau bleiben wird.
Wert in Schwellenmärkten finden
Obwohl die Volatilität vielen Anlegern an die Nerven gehen kann, sehen wir sie als Chance Aktien von Unternehmen aufzunehmen, von denen wir denken, sie bieten gute Qualität zu attraktiven Preisen. Unserer Ansicht nach sind Aktien in vielen Schwellenmärkten (auf Grundlage der Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert Werte3 ) derzeit unterbewertet und wir glauben, es ist immer noch Geld im Umlauf, denn Notenbanken in der ganzen Welt erhöhen ihre Bilanzen.
Außerdem hat sich der Markt für Börsengänge (IPOs) und Zweitplatzierungen in den Schwellenmärkten als gesund erwiesen und er bietet zunehmend potenzielle Möglichkeiten – 30% der weltweiten IPOs in den letzten zehn Jahren fanden in Schwellenmärkten statt.4
Wir glauben auch, das Technologiewachstum in Schwellenmärkten wird neue Anlagegelegenheiten schaffen. Eine zunehmende Zahl Menschen, einschließlich jener in Schwellenmarktländern, stellen von Laptops auf Smartphones um und es lassen sich enorme Absätze dieser Produkte in Schwellenmärkten beobachten, insbesondere in China und Indien.
Natürlich wird es immer auch Herausforderungen geben. Und bisweilen kann es recht schwierig sein, die Phasen der Ungewissheit zu ertragen. Aber wie Sir John Templeton einst sage: „Kapital erfolgreich anzulegen, ist nicht so leicht. Es erfordert Aufgeschlossenheit, laufende Analysen und kritisches Urteilsvermögen.”
1. Quelle: MSCI Emerging Markets Index, MSCI World Index, bisheriger Jahresverlauf bis April 2015. Indizes werden nicht verwaltet. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für die Zukunft.
2. Quellen: S&P, Moody’s, Bloomberg. Die jüngsten verfügbaren Daten haben den Stand vom 31.10.2013. Die Schwellenländer werden vom MSCI Emerging Markets Index abgebildet; die Industrieländer werden vom MSCI World Index abgebildet. Indizes werden nicht verwaltet. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Für weitere Informationen zum Datenanbieter siehe www.franklintempletondatasources.com.
3. Quellen: MSCI World vs MSCI Emerging Markets Index, Stand: Ende April 2015. Nähere Angaben zum Datenanbieter auf www.franklintempletondatasources.com.
Wichtige Hinweise:
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Alle Anlagen sind mit Risiken behaftet, inklusive des möglichen Verlusts der Anlagesumme. Ausländische Wertpapiere bringen spezielle Risiken mit sich, darunter Wechselkursschwankungen, wirtschaftliche und politische Ungewissheit. Anlagen in Schwellenländern sind mit erhöhten Risiken in Bezug auf dieselben Faktoren verbunden. Hinzu kommen die durch ihre kleinere Größe, ihre geringere Liquidität und den nicht so fest gefügten rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmen zur Stützung der Wertpapiermärkte bedingten Gefahren.