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Sri Lanka hat eine faszinierende Geschichte. Die ersten schriftlichen Erwähnungen der Insel finden sich in dem alten indischen Epos „Ramayana“. Dort heißt es, Lanka sei vom göttlichen Baumeister für den Gott des Reichtums erschaffen worden. Das erste bekannte Königreich, Anuradhapura, wurde dort 380 v. Chr. etabliert. Der Buddhismus kam etwa 250 v. Chr. in das Land und ist noch heute seine wichtigste Religion, was viele Lebensbereiche beeinflusst. Ich habe Sri Lanka vor kurzem erneut besucht und war wie immer beeindruckt von der Schönheit des Landes, dem hohen Umweltbewusstsein und der freundlichen Bevölkerung. Ich kann Reisenden wirklich empfehlen, sich Sri Lanka einmal anzusehen, denn es hat Touristen sehr viel zu bieten: gutes Wetter, weite Strände und eine interessante Geschichte mit vielen kulturellen Attraktionen. Mein Team und ich waren natürlich nicht nur dort, um Sonne und Sehenswürdigkeiten zu genießen – wir hatten immer auch ein Auge auf mögliche Anlagechancen. In diesem ersten Teil eines zweiteiligen Blog-Beitrags durchreise ich das Land, untersuche seine Infrastruktur und spreche mit den Menschen vor Ort.
Nach Colombo und zurück
Angekommen sind wir in Colombo, der am Meer gelegenen Hauptstadt. Dort sind wir aber nur eine Nacht geblieben, weil wir schon am nächsten Morgen mit einer einmotorigen Cessna nach Trincomalee aufbrechen wollten. Den genauen Standort des kleinen Flugplatzes neben dem neuen internationalen Flughafen zu finden, war gar nicht einfach. Für uns sollte es von einem Militärflugplatz in der Nähe losgehen, und erst nach ein paar hektischen Telefonaten konnten wir uns auf den Weg dorthin machen. Ich hatte einen wackeligen Flug in einer kleinen Maschine erwartet, doch der Pilot hielt sich von den Wolken fern und flog so niedrig, dass wir einen wunderbaren Blick auf das Land unter uns hatten. Nach einer Zwischenlandung in Sigiriya, wo vier spanische Touristen ausstiegen, ging es weiter nach Trincomalee.
In Trincomalee fielen uns einige Strandresorts auf, die auf preisbewusste Touristen und lokale Geschäftsreisende ausgerichtet sind. Wegen seiner langen Strände sehen wir hervorragendes Tourismuspotenzial für diesen Teil des Landes. Die Bevölkerung von Sri Lanka zählt 21 Millionen Menschen, und 2014 kam eine Rekordzahl von 1,5 Millionen Touristen ins Land.[1] Tourismus ist also eine sehr bedeutende Einnahmequelle hier. Tatsächlich ist der Fremdenverkehr die drittwichtigste Devisenquelle des Landes, nach den Geldtransfers von Arbeitern aus dem Ausland und den Einnahmen durch den Textilexport.[2]

Am nächsten Tag ging es mit dem Auto weiter, quer durch das Land zurück nach Colombo. So hatten wir Gelegenheit, den Straßenzustand zu erkunden. Die Straße erwies sich als ausgezeichnet – eine zweispurige Autobahn in perfektem Zustand. Unterwegs hielten wir an, um Jogurt aus Wasserbüffelmilch mit Treacle zu essen, einer Art Honig aus Kokosnusssaft (eine lokale Spezialität). Das war ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen mit geringem Einkommen ihre Einnahmen aus der Landwirtschaft mit dem Tourismusgeschäft aufbessern können. Wieder unterwegs, erklärte uns der Fahrer, dass die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) während des langen Krieges, der 2009 endlich endete, entlang der Straße viele Bomben platziert und ferngezündet hätten, um Regierungssoldaten zu töten. Wir sahen Häuser ohne Dächer, in denen das Militär LTTE-Kämpfer entdeckt und bombardiert hatte. Außerdem entdeckten wir große Wasserspeicher, die unter früheren Königen gebaut worden waren, um große Felder für Zuckerrohr und Reis zu bewässern. In der Stadt Matale fielen uns große, opulente Häuser auf. Im Stadtzentrum befindet sich ein sehr aufwendig gestalteter Hindu-Tempel mit einer wilden Farbmischung und Hunderten von Statuen. Ihren Reichtum hat die Stadt dem Gewürzhandel zu verdanken, vor allem mit Zimt. Die Mehrheit der Bevölkerung des Landes hängt zwar dem buddhistischen Glauben an, doch es gibt auch viele Hindus und Muslime sowie kleine christliche Gemeinden.
Die Fahrt von Trincomalee nach Sigiriya dauerte zwei Stunden. Sigiriya (Löwenfels) ist ein wundervoller alter Palast in ungefähr 200 Metern Höhe auf einem riesigen Felsblock in der Mitte des Landes. Besonders bedeutend sind die Gärten, die zu den ältesten gestalteten Landschaften der Welt gehören.
Der Legende nach wurde der Ort im Jahr 477 n.Chr. von König Kasyapa als neue Hauptstadt ausgewählt. Er baute seinen Palast oben auf den Felsen, schmückte die Seiten mit farbenfrohen Fresken von tanzenden Frauen und ließ oben auf dem Plateau Becken zum Sammeln und Speichern von Wasser anlegen. Auf der Hälfte des Wegs nach oben baute er ein Tor in Form eines riesigen Löwen. Bei dem Ort soll es sich um eines der am besten erhaltenen Beispiele für alte Stadtplanung handeln, und er ist die meist besuchte historische Stätte in Sri Lanka. Wie es heißt, ermordete Kasyapa seinen Vater und entriss den Thron damit seinem Bruder Mugalan als dessen rechtmäßigen Erben. Zur Vorbereitung auf die unvermeidbare Rückkehr seines Bruders baute Kasyapa seinen Palast auf dem Fels, der seiner Hoffnung nach uneinnehmbar sein sollte. Bei der finalen Schlacht in der Ebene jedoch machte Kasyapas Elefant eine Wende, die den Eindruck erweckte, er würde sich zurückziehen. Das hatte zur Folge, dass ihn seine Armee verließ. Weil er zu stolz war, um sich zu ergeben, beging er Selbstmord, indem er sich in sein Schwert stürzte – so die Legende.

Eine Stunde entfernt von Sigiriya befinden sich die Höhlentempel (und der Goldene Tempel) von Dambulla. Ein interessanter Zwischenstopp, denn er zeigte die Bedeutung des Buddhismus im Land, zu erkennen zum Beispiel an vielen Pilgern, die zusammen mit uns über Stufen 160 Meter in die Höhe stiegen, um zu den Höhlen zu gelangen und den 153 Buddha-Statuen und den exquisiten Malereien über das Leben von Gautama Buddha ihren Respekt zu erweisen.
Weiter führte unsere Reise von Dambulla nach Kandy, der früheren Hauptstadt und zweitgrößten Stadt des Landes nach Colombo, was ungefähr zwei Stunden dauerte. Hoch gelegen in der Mitte des Landes, ist Kandy Filmfreunden bekannt als der Drehort für Teile des Films Indiana Jones und der Tempel des Todes aus dem Jahr 1984. Doch die Stadt hat auch eine interessante Vergangenheit. Ihre Hauptattraktion als wichtiges Tourismusziel ist der Zahntempel, einer der heiligsten Orte der buddhistischen Welt. Von 1815 bis 1948 war Kandy eine britische Kolonialstadt. Vielerorts sind die Spuren des britischen Einflusses erkennbar, am deutlichsten in einer großen Kirche direkt neben dem Palast mit der Zahnreliquie. Ein weiteres schönes Gebäude beherbergt die Heilsarmee. Kandy war die letzte Bastion des letzten Königs von Sri Lanka und konnte bis ins 19. Jahrhundert Invasionen der Portugiesen und der Holländer abwehren, bis 1815 die Briten siegten. Nachdem wir eine Eintrittskarte gekauft und unsere Schuhe ausgezogen hatten, besuchten wir den Königlichen Palast und den beeindruckenden, mit Gold und Marmor überzogenen Tempel innerhalb der Befestigungsmauern. Im Inneren des Tempels saßen viele Menschen auf dem Boden und lauschten den Gesängen und Gebeten von buddhistischen Priestern. Interessanterweise zeigten Lithografien an den Wänden verschiedene englische Kolonialgouverneure, die den Tempel besuchten und den buddhistischen Mönchen ihren Respekt erwiesen. Nach dem Besuch des Tempels gingen wir in Richtung des Stadtzentrums. Unterwegs fiel mir eine Statue auf. Sie zeigte einen singhalesischen Nationalisten, der eine Flagge von Sri Lanka in die Höhe hielt und eine britische Fahne auf den Boden zog – ein Monument für die Kämpfer gegen die ehemaligen Kolonialherren.
Vor vielen Jahren hatte ich Sri Lanka schon einmal besucht. Damals schaute ich mir die beeindruckenden Prozessionen zum „Fest des heiligen Zahns“ an, bei denen die Zahnreliquie von Buddha auf einem prachtvoll geschmückten Elefanten durch die Straßen der Stadt getragen wird, angeführt von traditionellen Tänzern und Trommlern. Bei der jetzigen Reise machten wir eine Tour durch den Shopping-Distrikt einschließlich eines recht neuen Einkaufszentrums. Ganz anders als bei meinem früheren Besuch war dieses Mal eine Rockband zu sehen, die zur Unterhaltung der Einkaufenden spielte.
Weiter ging es für unser Team von Kandy nach Negombo an der Westküste. Die Straßen waren gut, aber voll. Negombo wird als „Klein-Rom“ bezeichnet, weil die Mehrheit der Bevölkerung römisch-katholisch ist, wie man auch an den vielen christlichen Kirchen erkennen kann. Viele von ihnen sind im stark geschmückten portugiesischen Stil erbaut, was sich durch die frühere Nutzung des Hafens für den Zimthandel durch die Portugiesen erklärt. Heute ist die Stadt ein Strandresort mit etwa 120.000 Einwohnern, günstig 35 Kilometer nördlich von Colombo und nahe am internationalen Flughafen gelegen. Es gibt ein paar hübsche Hotels entlang der langen Sandstrände und die übliche Ansammlung an Touristenläden auf der überfüllten Hauptstraße. In einem der Strandhotels haben wir zu Abend gegessen und sind dann weiter nach Colombo gefahren. Das rege Treiben auf den Straßen in Negombo sahen wir als positives Zeichen. Denn es zeigt uns, dass das Land im Aufbruch begriffen ist und Wachstumspotenziale bietet.
Insbesondere umweltbewusste Touristen werden Sri Lanka mögen. Der aktuelle Präsident Maithripala Sirisena war früher Umweltminister und hat ein persönliches Interesse an dem Thema. Das Töten von Wildtieren ist in Sri Lanka verboten, und es gibt verschiedene Naturschutzgebiete im Land. Bei unserer Reise durch das Landesinnere sahen wir nicht nur viele Vogelarten, sondern auch Elefanten am Straßenrand. Auf ihrer Suche nach Nahrung können diese Tiere sehr zerstörerisch sein – sie zertrampeln Felder und manchmal sogar Häuser. Doch die Bevölkerung respektiert diese majestätischen Kreaturen, sodass sie nicht getötet werden. Unternehmen aber geraten gelegentlich wegen Umweltverstößen ins Visier der Behörden. So wurde, wie wir erfuhren, der Betrieb in der Fabrik eines multinationalen Getränkeherstellers vorübergehend eingestellt, weil er im Verdacht stand, Abfall illegal entsorgt zu haben. Manche Unternehmen, die über einen Standort in Sri Lanka nachdenken, könnten die Vorschriften im Land etwas kompliziert finden und müssten sich möglicherweise anpassen. Beispielsweise können Umweltfolgenabschätzungen bestimmte Entwicklungsprojekte verzögern.
Unserer Ansicht nach sollte sich Sri Lanka weiterhin darauf konzentrieren, internationale Touristen anzuziehen, zusammen mit großen Marken bei Hotels, Freizeit und Unterhaltung. Mehr Unterhaltungsangebote und integrierte Resorts würden vielleicht nicht nur Umwelttouristen und Budgetreisende anlocken, sondern auch größere Zahlen von ausgabenfreudigeren Touristen, vor allem aus China und Indien.
Im zweiten Teil meines Reiseberichts über Sri Lanka werde ich mich mit dem politischen Klima beschäftigen – und mit dem Klima für potenzielle Investoren.
[1]Quelle: Sri Lanka Tourism Development Authority, Daten von 2014.
[2] Ibid.