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Die Region Naher Osten und Nordafrika (MENA) war im vergangenen Jahr unvorhersehbar. Mehrere arabische Länder hielten ihre Blockade gegen Katar aufrecht, die regionalen Spannungen mit dem Iran eskalierten und Saudi-Arabien und Ägypten trieben die Umsetzung umfangreicher Reformprogramme weiter voran.
Trotz all dieser geopolitischen Entwicklungen stehen die Volkswirtschaften der Region nach unserer Ansicht mittlerweile auf einem viel festeren Fundament. Mehr als drei Jahre nach dem Zusammenbruch des Ölpreises 2014 gehen die Staatsausgaben zurück, werden die Defizite kleiner und eine Welle von Strukturreformen – die von Ausgaben und Steuern bis zu wirtschaftlichen und sozialen Reformen alles erfasst – scheint an Dynamik gewonnen zu haben.
Vor dem Hintergrund dieser Beobachtungen und anderer potenziell positiver Entwicklungen könnte sich das aktuelle Umfeld nach unserer Auffassung als fruchtbarer Boden für potentielle Chancen sowohl bei Anleihen des Golf-Kooperationsrates (GCC)[1] als auch bei MENA-Aktien, die beide aus unserer Sicht zu wenig beachtete Anlageklassen sind, erweisen.
In einigen MENA-Ländern gibt es jedoch nach wie vor Probleme, wie z. B. die jüngste Herabstufung der Bonität Bahrains wegen der unklaren Strategien der Regierung zur Bekämpfung des Staatsdefizits, die Unfähigkeit des Oman zur Senkung der staatlichen Personalkosten und die wirtschaftlichen Folgen der oben erwähnten Blockade Katars.
Und obwohl wir mit der weiteren Entwicklung und Öffnung des saudi-arabischen Kapitalmarktes für ausländische Investitionen rechnen, erscheint die Zukunft Saudi-Arabiens vage, da sich die langfristigen Auswirkungen seiner jüngsten Reformen erst noch zeigen müssen. Auch Ägypten arbeitet an der Umsetzung eines ehrgeizigen Reformprogramms, das die Senkung der Zinssätze und den weiteren Subventionsabbau in diesem Sommer umfasst.
Da die jüngsten Strukturreformen jedoch in einem sehr ermutigenden und geradezu beispiellosen Tempo weiterlaufen, ist unser Ausblick sowohl für den Anleihen- als auch den Aktienmarkt nach wie vor günstig.
Aus unserer Sicht zeigten die beiden letzten Jahre deutlich, dass die „richtige“ Antwort auf sinkende Ölpreise viel wichtiger ist als der Preis pro Barrel. Die meisten GCC-Staaten beispielsweise haben erhebliche finanzielle Puffer. Dies gewährt ihnen ausreichend Zeit zum Nachdenken und zur Umsetzung geeigneter politischer Maßnahmen in einem veränderten Ölpreisumfeld. Der Ölpreis-Kollaps 2014 war für die Regierungen des GCC ein ernster Weckruf, um sich mit ihrer starken Abhängigkeit von hohen Ölpreisen zu befassen, Einnahmen aus Nicht-Ölsektoren zu erzielen und ausufernde Kosten zu senken. Wir beobachten nach wie vor, dass die Regierungen diese Reformprogramme beibehalten und umsetzen, um ihre Volkswirtschaften auf ein nachhaltigeres Fundament zu stellen.
Die Kapitalmärkte in den GCC-Ländern entwickeln sich vor dem Hintergrund einer im Zuge des Ölpreisverfalls neu gewichteten staatlichen Ausgabenpolitik schneller, als viele Beobachter erwarteten. Nach unserem Dafürhalten ist dies vor allem dadurch bedingt, dass die politische Antwort auf die Ölpreise zielgerichtet und effizient war.
Und im Hinblick auf Anleihen ist es manchem Anleger vielleicht entgangen, dass die GCC-Region ein bedeutender Emittent von Schwellenländer-Staatsschuldtiteln ist, die eine zunehmend wichtige Komponente der globalen Anleihenmärkte sind.
Hierauf weisen wir seit einiger Zeit immer wieder hin. Nun, da die GCC-Länder ihre Volkswirtschaften aus ihrer traditionellen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen lösen, öffnet sich ein Weg an die internationalen Anleihenmärkte. Mit einem Volumen von insgesamt mehr als 320 Milliarden US-Dollar an umlaufenden Schuldtiteln und Gesamtemissionen, die zu 87 % auf die wichtigsten Devisen – vornehmlich den US-Dollar – lauten, ist der GCC-Anleihenmarkt ein spannender Investmentbereich.
Fokus zurück auf Wachstum
Es ist zu beobachten, dass sich die GCC-Regierungen weiter an das sich ändernde wirtschaftliche und politische Umfeld anpassen. Die mögliche Aufnahme Saudi-Arabiens in den MSCI Emerging Markets (EM) Index und[2] der Börsengang (IPO) von Saudi Aramco geben uns allen Anlass, zuversichtlich nach vorne zu schauen.
Aktien in der MENA-Region notieren aktuell mit 12,5x der diesjährigen Gewinne.[3] Dies bedeutet einen Abschlag auf ihre eigenen historischen Bewertungsniveaus. Und während Saudi-Arabien noch nicht in einem Schwellenländer-Index enthalten ist, notieren MENA-Aktien mit einem Abschlag auf Schwellenländer-Bewertungen, gegenüber denen sie in der Vergangenheit mit einem Aufschlag gehandelt wurden.
Die Hochstufung Saudi-Arabiens zum Schwellenland hängt jedoch davon ab, ob der dortige Aktienmarkt internationale Handelsstandards erfüllt. Nach unserer Ansicht könnte die Aufnahme Saudi-Arabiens in den Index ein Schlüsselkriterium für einen erfolgreichen Börsengang der staatlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco sein, der spannende Aussichten für die Region verheißt. Wie bei den meisten dieser Hochstufungen könnten die 1-2 Jahre vor der Erlangung des offiziellen Status als Schwellenland die Kapitalzuflüsse in den saudi-arabischen Aktienmarkt steigern, während ein erfolgreiches Listing den Wandel der MENA-Region von einem Rand-Investment zu einer Mainstream-Anlage im Schwellenländerbereich unterstreichen würde.Wir sind zuversichtlich, dass weitere Reformen das Anlegervertrauen in die GCC-Region weiter stärken und die Unternehmensgewinne steigern werden.
Bilanziert man die Investment-Landschaft in der MENA-Region, wird deutlich, dass die Region an einem wichtigen Wendepunkt angelangt ist. Und auch wenn einige Länder der Region aus dem Gröbsten noch nicht ganz heraus sind, geben uns ein höherer, stabiler Ölpreis, anhaltende Reformmaßnahmen und steigende Gewinne allen Anlass, zuversichtlich nach vorne zu schauen.
Nach unserer Auffassung liegt der Schlüssel für den Weg zu einem hohen Wirtschaftswachstum der Region in der Aufnahme Saudi-Arabiens in den MSCI EM Index, und wir sind zuversichtlich, dass es in diesem Jahr dazu kommen wird. Das Jahr 2018 wird aus unserer Sicht ein Meilenstein für die Region und in weiterem Sinne wohl auch für die globale Wirtschaft als Ganzes.
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Welche Risiken bestehen?
Alle Anlagen beinhalten Risiken, auch den möglichen Verlust der Kapitalsumme. Anlagen in ausländischen Wertpapieren sind mit besonderen Risiken behaftet, darunter Währungsschwankungen sowie ungewisse wirtschaftliche und politische Entwicklungen. Anlagen in Schwellenländern, zu denen als Untergruppe auch die Grenzmärkte gehören, sind mit erhöhten Risiken in Bezug auf dieselben Faktoren verbunden. Hinzu kommen die durch ihre kleinere Größe, ihre geringere Liquidität und die nicht so fest gefügten rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen zur Stützung der Wertpapiermärkte bedingten Gefahren. Da diese Rahmenbedingungen in Grenzländern in der Regel noch geringer ausgeprägt sind und diverse Faktoren vorliegen, wie gesteigertes Potenzial für extreme Preisschwankungen, Illiquidität und Handelsbarrieren und Wechselkurskontrollen, werden die mit Schwellenländern verbundenen Risiken in Grenzländern verstärkt. Aktienkurse schwanken mitunter rasch und heftig. Das kann an Faktoren liegen, die einzelne Unternehmen, Branchen oder Sektoren betreffen, oder an den allgemeinen Marktbedingungen. Anleihenkurse entwickeln sich im Allgemeinen gegenläufig zu den Zinsen. Wenn sich die Anleihenkurse in einem Investmentportfolio den steigenden Zinsen anpassen, kann der Wert des Portfolios sinken.
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[1] Der Golf-Kooperationsrat ist eine Allianz zwischen sechs Ländern des Nahen Ostens: Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
[2] Der MSCI Emerging Markets Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus 24 Schwellenländern. MENA ist derzeit mit Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten vertreten. Indizes werden nicht gemanagt. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind nicht berücksichtigt. MSCI gibt keine Gewährleistung und übernimmt keinerlei Haftung für hierin wiedergegebene MSCI-Daten. Eine Weiterverbreitung oder weitere Nutzung ist nicht zulässig. Dieser Bericht wird von MSCI weder erstellt noch genehmigt. Wichtige Mitteilungen und Nutzungsbedingungen der Datenanbieter verfügbar unter www.franklintempletondatasources.com.
[3] Die Gewinne der MENA-Region beziehen sich auf den nach Marktkapitalisierung gewichteten Durchschnitt der für 2018 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnisse der jeweiligen Länder-Indizes von Standard and Poor’s folgender 10 Länder: Saudi-Arabien, VAE, Kuwait, Katar, Bahrain, Oman, Ägypten, Marokko, Jordanien und Tunesien und MSCI-Länderindex für den Libanon. Indizes werden nicht gemanagt. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten und Ausgabeaufschläge sind in den Indizes nicht berücksichtigt. Es kann nicht zugesichert werden, dass sich Prognosen, Schätzungen oder Hochrechnungen als richtig erweisen.