Investmentabenteuer in den Emerging Markets

Perspektive

Schwellenländer als Vorreiter für technologische Innovationen

In den Schwellenländern werden Technologien nicht nur ganz selbstverständlich eingesetzt. In vielen Bereichen haben sich diese Länder gar zu weltweiten Vorreitern in Sachen Innovation aufgeschwungen. Chetan Sehgal schildert, wie sich die Schwellenländer für Technologie geöffnet haben, und erläutert, warum er in diesem Bereich spannende Anlagechancen erkennt. Laut Sehgal mischen die Schwellenländer ganz vorne mit, wenn es um neueste technologische Entwicklungen in Bereichen wie mobiles Banking, Shopping, Robotik, autonomes Fahren oder Gesundheit geht.

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Vor noch nicht allzu langer Zeit konnte man Kleidung, Bücher usw. nur in einem Laden, Einkaufszentrum oder auf dem Markt kaufen. Mittlerweile können wir von jedem Ort aus nahezu jeden Artikel kaufen. Der weltgrößte Online-Einzelhändler sitzt in China.

Noch vor wenigen Jahren musste man für die Einzahlung auf ein Konto in die örtliche Bankfiliale gehen und am Schalter anstehen, bis man an die Reihe kam. Polen gilt heute in der Online-Banking-Technologie als führend. Es gibt dort eine Bank, die Funktionen anbietet wie z. B. Kreditgenehmigung binnen 30 Sekunden via Smartphone oder abhängig vom Nutzerverhalten und -standort Benachrichtigungen über Kundentipps und Rabatte. Eine türkische Bank gewann 2017 einen globalen Innovationspreis für ihre Landwirtschafts-App für Smartphones, die Landwirten den Austausch von Daten und Informationen und Beratung in Echtzeit ermöglicht und sogar als Plattform für die Miete von Maschinen dient.

Der größte Smartphone-Hersteller, der diese Online-Transaktionen unterstützt, sitzt in Südkorea.

Dieser technologische Wandel vereinfacht nicht nur Dinge wie Einkaufen und Bankgeschäfte, sondern ist in nahezu jeden Bereich unseres Lebens vorgedrungen. Im Bereich Gesundheit wecken Innovationen aus den Schwellenländern das Interesse von Unternehmen und Dienstleistern aus den Industrieländern, in denen die Kosten ausufern. Vor vielen Jahren richtete beispielsweise Mexiko eine kostengünstige telefonbasierte Gesundheitsberatung und medizinische Sichtung ein, die mehr als eine Million Abonnenten und ihre Familien erreichte und über die Telefonrechnung bezahlt wurde.[1] In Indien können Diabetespatienten im Einzugsgebiet einer bestimmten Klinik ihre Blutzuckerwerte an die Ärzte senden und über ihr Mobiltelefon eine Rückmeldung erhalten.

Laut einer PwC-Studie aus dem Jahr 2014 nutzten mehr als 59 % der Patienten in Schwellenländern mindestens eine(n) mobile(n) Gesundheits-App oder -Dienst gegenüber 35 % in den Industrieländern.[2]

2016 stellten China, Indien, die USA, Brasilien und Japan die größte Internet-Nutzerbasis weltweit mit insgesamt 1,72 Milliarden Menschen.[3] Bei den drei Schwellenländern in der Liste betrug diese Nutzerzahl insgesamt 1,32 Milliarden.[4] Somit haben 1,32 Milliarden Nutzer Zugang zu Gütern, Dienstleistungen und Informationen. Daher prognostizieren wir für den E-Commerce  aufgrund dessen, dass die Verbraucher zunehmend mehrere Geräte für Online-Transaktionen verwenden, weiterhin ein Wachstum durch stärkere Marktdurchdringung.

Überspringen von Entwicklungsstufen

Häufig können Entwicklungsländer eine Technologie rascher für sich nutzen als weiter fortgeschrittene Länder. Das Überspringen mehrerer Stufen ermöglicht die Einführung neuer Technologien, die etablierte Modelle oder Systeme übergehen. So fanden in einigen Ländern Afrikas mobile Bezahlsysteme ohne den Umweg über herkömmliche Bankfilialen rasche Verbreitung.

Das Wettrüsten bei Supercomputern war ein Rennen zwischen den USA und Japan. Obwohl China erst spät in das Rennen einstieg, führt es das Feld nun mit dem weltweit leistungsfähigsten Supercomputer, der eine Simulation über die Entstehung von Raum und Zeit in knapp über einer Stunde durchführte, an.[5] Noch beeindruckender ist allerdings, dass dieser leistungsstarke Computer mit Mikroprozessoren aus chinesischer Herstellung läuft.

Die Automation der Fabriken geht in den Schwellenländern rasch vonstatten und macht ein Viertel der weltweiten Nachfrage nach Industrierobotern aus.[6]

Technologie wirkt sich auch auf die Automobilindustrie aus, mit neuen Trends wie Elektrofahrzeugen und automatisiertem Fahren.

Vor Jahrzehnten waren die USA und Japan die weltweit führenden Automobilhersteller. Mittlerweile ist China der weltgrößte Kfz-Hersteller und mischt bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge ganz vorne mit. In den vergangenen Jahren gab es mehrere chinesische Partnerschaften im Bereich Software für autonomes Fahren. Auch Zulieferunternehmen beteiligen sich an der New Mobility, weil diese als langfristiger Trend gilt.

Selbstfahrende Fahrzeuge sind einer der Schlüsselsektoren der „Made in China 2025“-Strategie der chinesischen Regierung, durch die die Zusammenarbeit zwischen chinesischen Unternehmen in allen Aspekten der Entwicklung gefördert wird. Im Dezember 2017 erteilte die kommunale Verkehrskommission Pekings die Genehmigung zum Test selbstfahrender Fahrzeuge unter bestimmten Bedingungen.

Es geht gerade erst los …

Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie sich Schwellenländer für Technologie öffnen, und wir rechnen für die Zukunft mit weiteren Chancen. 2016 kamen mehr als 40 % der Neupatent-Anmeldungen aus Schwellenländern. Hiervon entfielen mit 1,3 Millionen eingereichten Anmeldungen die meisten auf China – mehr als als in den USA und Japan zusammen. [7]

Der Technologiesektor in den Schwellenländern verhilft uns zu zahlreichen interessanten Chancen, von Hardware über Software bis hin zu verschiedenen Formen von E-Commerce und Unterhaltung.

Unsere Aufgabe liegt in der Beurteilung dessen, ob die Unternehmen eine nachhaltige Ertragskraft besitzen und mit einem relativen Abschlag zu ihrem historischen Kurs und zu den Marktbewertungen gehandelt werden. Im Zuge unseres Research-Prozesses bemühen wir uns überdies, nach Möglichkeit die Menschen hinter den Unternehmen kennenzulernen. Unser Team aus Anlageexperten rund um den Globus hält Kontakt zu Unternehmern in vielen Schwellenländern.

Vor nicht allzu langer Zeit hatten die Industrieländer noch die Spitzenposition bei Innovationen inne. Dem ist nicht mehr so. In den Schwellenländern werden spezifische Lösungen für die dortigen spezifischen Herausforderungen erdacht, und wir rechnen mit einer Fortsetzung dieses Trends.

Die Kommentare, Meinungen und Analysen von Chetan Sehgal dienen nur zu Informationszwecken und sind nicht als persönliche Anlageberatung oder Empfehlung für bestimmte Wertpapiere oder Anlagestrategien anzusehen. Da die Märkte und die wirtschaftlichen Bedingungen schnellen Änderungen unterworfen sind, beziehen sich Kommentare, Meinungen und Analysen auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich ohne Ankündigung ändern. Dieses Dokument ist nicht als vollständige Analyse aller wesentlichen Fakten in Bezug auf ein Land, eine Region, einen Markt, eine Anlage oder eine Strategie gedacht.

Wichtige Hinweise

Alle Anlagen beinhalten Risiken, auch den möglichen Verlust der Kapitalsumme. Anlagen in ausländischen Wertpapieren sind mit besonderen Risiken behaftet, darunter Währungsschwankungen sowie ungewisse wirtschaftliche und politische Entwicklungen. Anlagen in Schwellenländern, zu denen als Untergruppe auch die Grenzmärkte gehören, sind mit erhöhten Risiken in Bezug auf dieselben Faktoren verbunden. Hinzu kommen die durch ihre kleinere Größe, ihre geringere Liquidität und die nicht so fest gefügten rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen zur Stützung der Wertpapiermärkte bedingten Gefahren. Da diese Rahmenbedingungen in Grenzländern in der Regel noch geringer ausgeprägt sind und diverse Faktoren vorliegen, wie gesteigertes Potenzial für extreme Preisschwankungen, Illiquidität und Handelsbarrieren und Wechselkurskontrollen, werden die mit Schwellenländern verbundenen Risiken in Grenzländern verstärkt. Aktienkurse schwanken mitunter rasch und heftig. Das kann an Faktoren liegen, die einzelne Unternehmen, Branchen oder Sektoren betreffen, oder an den allgemeinen Marktbedingungen.

[1] Quelle: McKinsey & Co, „The Emerging Market in Health Care Innovation“, Mai 2010.

[2] Quelle: PwC, „Emerging MHealth: Paths for Growth“, 2014.

[3] Quelle: Internet Live Stats, Stand: 2016.

[4] Ebd.

[5] Quelle: South China Morning Post, Chinese scientists create biggest virtual universe with world’s fastest computer, beating European record (Juli 2017).

[6] Quelle: IFR International Federation of Robotics, World Robotics Report von 2016.

[7] WIPO (2017). World Intellectual Property Indicators 2017. Genf: Weltorganisation für geistiges Eigentum.

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