Investmentabenteuer in den Emerging Markets

Asia

Die Handelsspannungen zwischen den USA und China tauchen nach Aufhebung der Sperren wieder auf

Während sich die chinesische Wirtschaft weiter vom COVID-19-Lockdown erholt, treten andere Probleme – wie etwa die Handelsspannungen – erneut zutage

Während sich die chinesische Wirtschaft weiter vom COVID-19-Lockdown erholt, treten andere Probleme – wie etwa die Handelsspannungen – erneut zutage. Portfoliomanager Michael Lai bietet seine Einschätzung der Handelslage sowie der sonstigen Themen, mit denen China heute konfrontiert ist, aus Anlegersicht.

Inzwischen sind etwa zwei Jahr vergangen, seitdem China und die USA in einen Handelskrieg gerieten, der sich seither zu Konflikten in verschiedenen Bereichen ausgeweitet hat, darunter Technologie, Finanzen und zuletzt auch die COVID-19-Pandemie.

Optimismus bezüglich des „Phase 1“-Handelsabkommens zwischen den USA und China zu Beginn des Jahres und Erwartungen fortgesetzter Verhandlungen erwiesen sich als kurzlebig, als sich das Augenmerk auf die COVID-19-Pandemie verlagerte. Da der Ausbruch seinen Höchststand jedoch überschritten zu haben scheint und sich Regierungen darauf konzentrieren, zur Normalität zurückzukehren und ihre Volkswirtschaften allmählich wieder zu öffnen, richtet sich die Aufmerksamkeit wieder auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Bis auf Weiteres gehen wir davon aus, dass das Abkommen nicht rückgängig gemacht wird, und erwarten, dass seine Bedingungen erfüllt werden.

Allerdings haben der Ausbruch des Virus und die Teilschließung der chinesischen Wirtschaft die globalen Sorgen bezüglich einer übermäßigen Abhängigkeit vom chinesischen Fertigungssektor ansteigen lassen. Dies hat Regierungen in den USA, Japan und der Europäischen Union (unter anderem) dazu bewegt, Anreize für Unternehmen zu schaffen, ihre Fertigungsbasis von China in ihre Heimatländer zu verlegen.

Aufgrund höherer Zölle hatten sich zwar bereits zuvor einige Unternehmen, die den US-Markt bedienen, aus China zurückgezogen, wir halten eine weitläufige Verlagerung aus dem Land heraus jedoch für unwahrscheinlich. Die Gründe hierfür sehen wir in der hohen Arbeitsproduktivität, der günstigen Infrastruktur und den ausgereiften Lieferketten vor Ort. Insbesondere im Fall hochtechnologischer Produkte und Dienstleistungen bieten Chinas riesige Marktgröße, die rasche Entwicklung, der führende technologische Fortschritt und die Innovationskraft vielen Unternehmen beispiellose Vorteile.

In der Tat haben sich die chinesischen Lieferketten für das verarbeitende Gewerbe als äußerst belastbar erwiesen, so dass sie im Nachgang des COVID-19-Ausbruchs und der Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen sehr schnell nahezu zu ihrer vollen Kapazität zurückgekehrt sind. Unserer Meinung nach verdeutlicht dies den Wettbewerbsvorteil Chinas. Gleichzeitig gehen wir auch davon aus, dass sich der Druck zur stärkeren Lokalisierung angesichts der Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit der Versorgung des Gesundheits- und Technologiesektors weltweit fortsetzen wird.  Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, inwieweit Endkunden bereit sind, für größere Versorgungssicherheit mehr zu bezahlen.

Alles in allem rechnen wir damit, dass sich dieses Tauziehen fortsetzen wird – insbesondere in einem US-Wahljahr, in dem China ein heißes Thema bleiben dürfte. Unseres Erachtens liegt ein umfassendes Abkommen letztlich weiterhin im Interesse beider Seiten.

Der „Holding Foreign Companies Accountable Act“

Ein weiterer Spannungsherd zwischen den USA und China betrifft einen Konfliktpunkt im Zusammenhang mit dem kürzlich im US-Senat verabschiedeten Gesetz zur Rechenschaftspflicht ausländischer Unternehmen (Holding Foreign Companies Accountable Act). Sollte das Gesetz verabschiedet werden, würde es zahlreiche chinesische Unternehmen daran hindern, ihre Aktien an einer US-Börse notieren zu lassen. Gleichzeitig müssten viele Aktien, die heute dort bereits gehandelt werden, wieder von US-Börsen zurückgezogen werden.

Das Problem konzentriert sich in erster Linie auf einen wahrgenommenen Mangel an Transparenz bezüglich der geprüften Finanzzahlen bestimmter chinesischer Unternehmen. Da chinesische Firmen vor Ort geprüft werden (in den meisten Fällen durch die „großen vier“ internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften), hat China die Politik verfolgt, ausländischen Aufsichtsbehörden den Zugang zu den Prüfungen unter Berufung auf nationale Sicherheitsbelange zu verweigern.

Dies ist ein langjähriger Streitpunkt zwischen den USA und China, und die Verhandlungen laufen bereits seit Jahren. Das Gesetz sieht vor, dass ein Unternehmen von der Börse ausgeschlossen wird, wenn es die Prüfungen des Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) in drei aufeinander folgenden Jahren nicht besteht. Sollte es vom US-Repräsentantenhaus verabschiedet und von Präsident Donald Trump unterzeichnet werden, würde es Gesetz werden. Der Prozess könnte jedoch langwierig sein, und eine mögliche dreijährige Übergangszeit scheint darauf hinzudeuten, dass die Liquiditätsauswirkungen auf die Märkte womöglich nicht unmittelbar sein würden.

Das Potenzial für eine schärfere aufsichtsrechtliche Prüfung chinesischer American Depositary Receipts (ADRs) dürfte jedoch den Trend hin zu einer Doppelnotierung auf dem Markt in Hongkong beschleunigen. Ende 2019 hatte bereits Alibaba seine Aktien in Hongkong notieren lassen, und die an der Nasdaq notierten Unternehmen JD.com und Netease beabsichtigen ebenfalls, im Juni eine sekundäre Notierung an der Börse Hongkong vorzunehmen, was dazu beitragen sollte, ihrer Anlegerbasis zu verbreitern.

Unserer Meinung nach bietet die dreijährige Übergangsfrist ausreichend Zeit, um Differenzen auszuräumen und Regelungen zwischen dem PCAOB und den chinesischen Aufsichtsbehörden umzusetzen. Sollte dies fehlschlagen, könnten viele der hiervon betroffenen Unternehmen ihre Aktien unserer Einschätzung nach an anderen Märkten notieren lassen. Wie wir bereits gesehen haben, würden China und Hongkong diese Unternehmen mit offenen Armen willkommen heißen. Dies würde außerdem zu einer stärkeren Ausrichtung auf ihre Stakeholder und Kunden führen.

Anfang Mai hatte die Börse Hongkong bekannt gegeben, dass Unternehmen mit gewichteten Stimmrechten sowie sekundär notierte Unternehmen für eine Aufnahme in den Hang Seng Index und den Hang Seng China Enterprises Index in Frage kommen. Unternehmen mit gewichteten Stimmrechten sind derzeit zwar im Southbound-Handel des Stock Connect-Programms (über das Anleger auf dem chinesischen Festland in Aktien investieren können, die in Hongkong notiert sind) enthalten, es könnten jedoch auch Unternehmen mit sekundären Notierungen ins Programm aufgenommen würden. Dies würde Unternehmen eine alternative Liquiditätsquelle bieten, während China die Entwicklung seiner Kapitalmärkte weiter vorantreibt.

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