Investmentabenteuer in den Emerging Markets

Asien

Herausforderungen für die afrikanischen Länder durch COVID-19

Obwohl die COVID-19-Infektionsraten auf dem afrikanischen Kontinent weiterhin niedrig sind, erörtert Danesh Ranchhod die wirtschaftlichen Herausforderungen, falls sich dies ändern sollte.

Viele Regierungen rund um den Globus haben den Geldhahn aufgedreht, um den verheerenden wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus zu begegnen. Obwohl die COVID-19-Infektionsraten auf dem afrikanischen Kontinent weiterhin niedrig sind, betrachtet Danesh Ranchhod von Franklin Templeton Emerging Markets Equity die Herausforderungen für die afrikanischen Länder im Kontext des Virus.

Wie in den meisten Regionen der Welt wandelte sich die Gesundheitskrise auch in eine humanitäre und wirtschaftliche Krise. Auch wenn die COVID-19-Infektionsraten auf dem afrikanischen Kontinent im Vergleich zum Rest der Welt relativ niedrig sind, könnten viele afrikanische Länder, und insbesondere die erdölexportierenden Länder, aufgrund rückläufiger Ölpreise einen wirtschaftlichen Abschwung erleben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für Subsahara-Afrika für 2020 eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,6 % gegenüber einem Wachstum von 3,1 % im Jahr 2019.1 Allerdings könnten viele Vorhersagen und Ausblicke aufgrund des äußerst ungewissen Verlaufs der Pandemie und der sehr unterschiedlichen Ergebnisse der staatlichen Maßnahmen gegenstandslos werden.

Aus unserer Sicht besteht ein zunehmendes Risiko, dass die Ausbreitung des Coronavirus nach wie vor eskalieren und außer Kontrolle geraten könnte. Dies ist durch zusätzliche Herausforderungen für viele afrikanische Länder bedingt.

  • Der am schnellsten wachsende Kontinent der Welt. Afrika hat eine junge Bevölkerung, und schon 2050 wird mehr als die Hälfte des weltweiten Bevölkerungswachstums auf Afrika entfallen.2 Zwar dürften die Beschäftigungschancen in den großen Städten Zuwanderer aus ländlichen Gebieten anlocken, doch der Verstädterungsgrad ist im Vergleich zu vielen anderen Grenzmärkten und Schwellenländern nach wie vor gering. Die Verstädterung nimmt von einer niedrigen Basis aus jedoch rasch zu und führt zu dicht besiedelten informellen Gemeinschaften in den größeren Städten. Die dortigen Lebensbedingungen machen die Einhaltung staatlicherseits angeordneter Kontaktbeschränkungen nahezu unmöglich.
  • Beschränkte Ressourcen im Gesundheitswesen. Generell mangelt es den Einrichtungen in vielen Regionen Afrikas an der erforderlichen Ausrüstung wie z. B. Beatmungsgeräten und Intensivbetten, um einen Massenansturm etwaig infizierter Patienten zu bewältigen. Im Allgemeinen würde man die Kapazitäten im Gesundheitswesen als ziemlich gering einstufen: In Afrika gibt es 1,4 Betten pro 1.000 Menschen, in China beispielsweise vier Betten pro 1.000 Menschen.3 Zudem sind die Laborkapazitäten niedrig, so dass möglicherweise nicht ausreichend getestet werden kann, um das wahre Ausmaß der Infektionsrate zu erfahren. Auch die Genomsequenzierung des Virus ist in Afrika äußerst gering. Es besteht ein Risiko, dass Afrika bei einem möglichen Impfstoff nicht gut repräsentiert sein könnte. Impfstoffe werden in der Regel anhand großer, verschiedenartiger Pools von Sequenzierungsdaten entwickelt, die eine breite Vertretung von möglicherweise mutierten Strängen erfordern.
  • Liquidität ist unverzichtbar. Ein Großteil der Wirtschaftsaktivität auf dem Kontinent entfällt auf informelle Unternehmen, die ihrem Wesen nach in aller Regel klein sind. Ein harter Lockdown würde viele Unternehmen zur Schließung zwingen, und Mitarbeitern und Unternehmern die Einkommen wegnehmen. Zudem sind kaum Ersparnisse vorhanden, auf die zurückgegriffen werden kann, und Versicherungen oder fiskalische Unterstützung für Verlustausfälle sind vernachlässigbar. In den Industrieländern und vielen Teilen Asiens verkündeten die Regierungen im Zusammenhang mit COVID-19 fiskalische Hilfen für Bürger und Unternehmen in Höhe von 7 % bis 10 % des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Diese Hilfsprogramme übersteigen die Maßnahmen während der globalen Finanzkrise bei weitem. Dieses Maß an Hilfen (in Relation zum BIP) ist in Afrika aufgrund finanzieller Engpässe nicht möglich. Obwohl IWF und Weltbank Nothilfen zur Deckung der Gesundheits- und sonstigen Krisenkosten bereitgestellt haben, könnten die afrikanischen Länder aufgrund harter Lockdowns und in Ermangelung einer breiten finanziellen Unterstützung weiterhin Probleme haben.

Aus unserer Sicht dürften längere harte Lockdowns in den afrikanischen Ländern schwerere Folgen haben als im Rest der Welt. Die Herausforderungen, vor denen viele afrikanische Staaten stehen, verhindern manche der andernorts umgesetzten Maßnahmen.

Ein anderer Weg als im Rest der Welt.

Die richtige Balance zu finden zwischen der Eindämmung des Virus und der Aufrechterhaltung einer ansatzweisen Wirtschaftsaktivität dürfte für die afrikanischen Länder ein anderes Konzept erfordern. Zwar dürften viele afrikanische Staaten nicht die finanziellen Mittel für die rasche Erhöhung der Krankenhaus- und Ausrüstungskapazitäten haben, doch sie können zu niedrigeren Kosten breit angelegte Testkampagnen ausweiten, um die Infektionsrate richtig einschätzen zu können.

Patienten, die in der ersten Screening-Stufe einer mehrstufigen Teststrategie herausgefiltert werden, könnten in Patienten mit sofortigem und ohne sofortigen Behandlungsbedarf unterteilt werden. Zusammen mit Mobilfunkbetreibern könnten ein intelligentes Kontakt-Tracing und mithilfe von Mobiltelefonen ein Bewusstsein geschaffen werden. Da die Anzahl der Fälle anfangs niedrig wäre, können infizierte Patienten, die keine besondere Behandlung benötigen, in einfachen Isolationszentren untergebracht werden. Dieses Konzept könnte die Krankenhäuser entlasten und die Reproduktionsrate des Virus verringern, denn eine Isolierung in dicht besiedelten informellen Siedlungen ist schwierig.

Andere sanfte Lockdown-Maßnahmen wie z. B. Grenzkontrollen und Kontaktbeschränkungen könnten, soweit möglich, zur Abflachung der Kurve beitragen. Zudem dürfte die Zuverlässigkeit bei breit angelegten Tests und beim Tracing rascher zu Daten über aktive Fälle und Genesene führen und zur Identifizierung von Hotspot-Regionen beitragen, für die dann eher zielgerichtete als landesweite harte Lockdowns verhängt werden könnten. Dies kann bis zu einem gewissen Grad auch Wirtschaftsaktivität ermöglichen. Auf diese Weise wird vielen informellen Unternehmen die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs erlaubt und weiten Teilen der Bevölkerung, die keinerlei soziale Sicherung genießen, das dringend benötigte Einkommen verschafft.

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  1. Internationaler Währungsfonds, April 2020. Dass sich Prognosen, Schätzungen oder Hochrechnungen als richtig erweisen, kann nicht zugesichert werden.
  2. Vereinte Nationen, 2019.
  3. McKinsey, April 2020.

 

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